Kurzfassung: Zehn Thesen für eine generationengerechte Altersvorsorge
- Einführung eines privat organisierten, kapitalgedeckten Altersvorsorgekontos: Schaffung eines flexiblen Altersvorsorgedepots ohne Garantievorgaben und Leibrentenpflicht, aber mit Beratungspflicht bei Abschluss für alle Bürgerinnen und Bürger – unabhängig von der Produktgattung und mit freier Anbieterwahl. Dieses staatlich geförderte Vorsorgekonto soll höhere Renditechancen am Kapitalmarkt eröffnen und kann wahlweise mit Fonds, Versicherungen oder anderen Anlageformen bespart werden.
- Riester-Rente grundlegend reformieren: Bestandsschutz für bestehende Verträge gewährleisten und zugleich die Riester-Förderung modernisieren. Notwendig sind weniger Bürokratie, mehr Flexibilität in Ein- und Auszahlungsphase sowie fördernde Anreize für fondsbasierte Produkte mit höheren Renditechancen. Das Zulagensystem muss vereinfacht und eine breitere Produktpalette zugelassen werden. Eine Einbeziehung in ein modernes Altersvorsorgekonto (1.) muss gewährleistet sein.
- Frühstart-Rente umsetzen und verzahnen: Einführung der im Koalitionsvertrag vereinbarten Frühstart-Rente ab 2026. Diese Maßnahme kombiniert Finanzbildung mit langfristigem Vermögensaufbau. Wichtig ist eine nahtlose Verzahnung: Nach Erreichen der Volljährigkeit sollen junge Erwachsene einfach weiter sparen können, z. auch im Rahmen einer reformierten Riester-Rente in ein gefördertes Altersvorsorgekonto (1. und 2.).
- Gesetzliche Rentenversicherung generationengerecht gestalten: Reform der umlagefinanzierten gesetzlichen Rente, damit die demografische Last nicht einseitig die junge Generation trifft. Anpassungen wie eine schrittweise Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung, die Reaktivierung des Nachhaltigkeitsfaktors und das Vermeiden bzw. Abschaffung von Leistungsausweitungen (z. Rente mit 63, zusätzliche Mütterrente) sind erforderlich, um die finanzielle Stabilität und Fairness zwischen Jung und Alt zu sichern.
- Kultur der kapitalmarktbasierten Vorsorge fördern: Aufbau einer breiten Aktien- und Vorsorgekultur in Deutschland. Finanzwissen soll früh in Schulen vermittelt und Sparen in Produktivkapital gesellschaftlich gefördert werden. Staat und Politik müssen Altersvorsorge-Investments positiv begleiten – z. durch verständliche Informationen (bürgerfreundliche, digitale Rentenübersicht), steuerliche Anreize und den Abbau von Vorurteilen gegenüber Aktien und Fonds und qualifizierten Fachleuten auch in Schulen – damit private Vorsorge als selbstverständlicher Teil der Lebensplanung etabliert wird.
- Betriebliche Altersvorsorge (bAV) entschlossen ausbauen: Opt-out (automatische Einbeziehung) auch außerhalb der Tarifbindung ermöglichen, Bürokratie für kleine und mittlere Unternehmen abbauen, Förderung für Geringverdienende praxistauglich ausrichten und Wettbewerbsneutralität einschließlich der Rolle der unabhängigen Vermittlerinnen und Vermittler sichern.
- Orientierung an internationalen Best-Practice-Modellen: Von erfolgreichen Vorsorgesystemen in anderen Ländern lernen. Beispiele wie Dänemark (kapitalgedeckte Betriebsrenten und Rentenalter koppeln) oder die USA (breite Beteiligung der Bevölkerung an betrieblichen und privaten Pensionsplänen) zeigen, wie höhere Renditen, Flexibilität und Generationengerechtigkeit vereint werden können. Diese Modelle bieten Vorbilder für eine zukunftsfähige Reform in Deutschland.
- Unabhängige Beratung durch Vermittler stärken: Finanzielle Altersvorsorge ist komplex – qualifizierte, unabhängige Finanzdienstleisterinnen und Finanzdienstleister haben insofern einen gesamtgesellschaftlichen Auftrag und sind unverzichtbar, um Bürgerinnen und Bürger bei der Vorsorge zu helfen. Die Politik muss das Vertrauen in unabhängige Beratung stärken und sicherstellen, dass Finanz- und Versicherungsvermittler im Reformprozess eingebunden sind. Anstatt weitere Hürden für sie aufzubauen, sollten ihre Expertise und Reichweite genutzt werden, um die Bevölkerung flächendeckend zu erreichen.
- Keine Beschränkung oder Ausschließung von Vertriebswegen: Wahlfreiheit des Vorsorgesparers bei Produkt und Vertriebskanal gewährleisten. Staatlich geförderte Vorsorgeangebote dürfen keine Vertriebswege ausschließen. Ein fairer Wettbewerb der Anbieter und Vertriebe stellt sicher, dass jede Zielgruppe auf passendem Weg Zugang zur Altersvorsorge erhält. Ein Monopol einzelner Institutionen oder ein staatlicher Alleingang würden Vielfalt und Innovationskraft hemmen.
- Bürokratische Hürden abbauen: Vereinfachung und Entbürokratisierung aller Vorsorgeprodukte und -prozesse. Komplexe Antragsverfahren, starre Vorgaben (z. B. Beitragsgarantien) und unübersichtliche Förderbedingungen schrecken Sparer ab. Digitale Lösungen – wie eine automatisierte Zulagenbeantragung oder zentrale Renteninformationsportale – sowie transparente, verständliche Produktangebote sollen den Zugang zur Altersvorsorge erleichtern. Ein einfaches und effizientes Vorsorgesystem erhöht die Akzeptanz und Nutzungsrate in der Bevölkerung.