Die Corona-Pandemie hat Versicherungs- und Finanzanlagenvermittler wirtschaftlich wenig zugesetzt – im vergangenen Jahr stieg bei stagnierendem Umsatz der Gewinn leicht. Allerdings sind die bestehenden Einkommensunterschiede in der Branche weiter zementiert worden. Das AfW-Vermittlerbarometer 2021 liefert aktuelle Zahlen zum Verdienst der Vermittler.
Im Durchschnitt erzielten freie Vermittlerinnen und Vermittler in 2021 einen Umsatz in Höhe von 121.000 Euro und einen Gewinn von rund 64.100 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der durchschnittliche Umsatz damit um 1.000 Euro (+0,8 Prozent) und der durchschnittliche Gewinn um 4.250 Euro (+7,1 Prozent). Dies ist ein Ergebnis des AfW-Vermittlerbarometers, der jährlichen Online-Branchenumfrage des Bundesverband Finanzdienstleistung e.V. (AfW). Rund 80 Prozent der befragten Vermittler wiesen sich dabei als unabhängige Versicherungsmaklerinnen und -makler aus.
Jedoch befindet sich mehr als die Hälfte der befragten 2.028 Vermittlerinnen und Vermittler in den unteren Gewinn-Segmenten bis 50.000 Euro. Nur jeder fünfte Vermittler (18 Prozent) erreicht einen Gewinn von über 100.000 Euro (siehe Grafik). Nach Gewinn-Segmenten betrachtet gewannen vor allem diejenigen Vermittler hinzu, die bereits im Vorjahr mehr als 150.000 Euro Gewinn verzeichnet hatten. Vermittler, die einen Gewinn zwischen 75.000 und 125.000 verzeichnet hatten, büßten mit minus 2,2 Prozent am meisten im vergangenen Jahr ein. Auch Vermittler, die lediglich bis 10.000 Euro Gewinn aufwiesen, verloren leicht im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt zeigten sich somit bei den befragten Vermittlern keine extremen Entwicklungen bei ihrer Gewinnentwicklung.
„Die freien Vermittlerinnen und Vermittler konnten durch den raschen und flächendeckenden Einsatz von Online- und Videoberatung ihr Geschäft in der Pandemie überwiegend behaupten und sogar ausbauen. Es bleibt aber dabei, dass ein Gewinn von durchschnittlich 64.000 Euro, von dem auch die eigene Altersvorsorge bestritten werden muss, nicht für eine Neiddiskussion taugt, wie sie die Politik immer gern anstimmt“, erläutert Frank Rottenbacher, Vorstand des Bundesverband Finanzdienstleistung e.V. (AfW).
Und die weiteren Aussichten sind positiv: Insgesamt rechnen die befragten Vermittlerinnen und Vermittler mit einem durchschnittlichen Umsatzplus von 6 Prozent für die Zukunft. Die Unter-40-jährigen erwarten sogar eine Umsatzsteigerung von 24 Prozent. Am skeptischsten sind hingegen Vermittler, die 50 Jahre oder älter sind. Hier wird lediglich mit einem moderaten Plus von 3 Prozent gerechnet. Zudem blicken reine Finanzanlagevermittler mit einer Umsatzprognose von +14 Prozent optimistischer in die Zukunft als Versicherungsvermittler (+ 5 Prozent).
„Die beiden Hauptsorgen der Vermittlerinnen und Vermittler, nämlich ein Provisionsverbot bzw. Provisionsdeckel und eine BaFin-Aufsicht für Finanzanlagenvermittler stehen ja zum Glück nicht im Koalitionsvertrag. Ein Schwerpunkt der politischen Arbeit des AfW wird daher darauf liegen, die Umsetzung und Einführung der ESG-Richtlinie zu begleiten und unsere Mitglieder mit zahlreichen Umsetzungshilfen zu unterstützen“, beschreibt Rottenbacher die Hauptaufgabe des Verbands im Jahr 2022.
Zur Studie: Das jährliche AfW-Vermittlerbarometer wurde in Kooperation mit den Fördermitgliedern des Verbandes bereits zum 14. Mal mittels Online-Umfrage im November 2021 durchgeführt. 2028 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantworteten rund 50 Fragen zu ihrer Tätigkeit, ihrem Einkommen, der Regulierung und anderen aktuellen Fragen. Rund 80 Prozent der befragten Vermittler weisen einen Maklerstatus auf, daher unterstreichen die Ergebnisse die Bedeutung für den unabhängigen Vertriebsweg Maklerschaft. Nur 40 Prozent der Teilnehmer sind AfW-Mitglieder, so dass die Umfrageergebnisse den gesamten Vermittlermarkt widerspiegeln.